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Eckernförder Zeitung vom 27.04.2019

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Bild Pressebericht LN Online mit Kim Rylee

„Den perfekten Mord gibt es nicht“

 

Bei der Kriminacht in der Buchhandlung „Wortwerke“ war unter anderem ein echter Kriminalist zu Gast.

 

Artikel veröffentlicht: Montag, 14.03.2016 20:10 Uhr

Artikel aktualisiert: Montag, 14.03.2016 20:29 Uhr

 

Bildunterschrift: Autorin Kim Rylee las bei der Kriminacht bei „Wortwerke“ aus ihrem Buch „Kalte Gefühle“.

Quelle: Fotos: Domann

 

 

Bad Segeberg. Dampfende Teetassen, knisterndes Feuer im Ofen, gedimmtes Licht — eine perfekte Atmosphäre, um Geschichten zu lauschen und sich ins Reich von Verbrechen und Mord zu begeben. Die Bad Segeberger Buchhandlung „Wortwerke“ hatte zu einer besonderen Kriminacht eingeladen. Die Autoren Britta Bendixen („Höllisch heiß“), Bodo Manstein („Strand. Blut“) und Kim Rylee („Kalte Gefühle“) lasen aus ihren Kriminalromanen vor.

 

Bei der Kriminacht in der Buchhandlung „Wortwerke“ war unter anderem ein echter Kriminalist zu Gast.

„Die Til-Schweiger-Tatorte treffen die Wirklichkeit

nicht ganz.“ Dr. Manfred Lukaschewski, Kriminalist


So erfuhren die Zuhörer, dass Saunabesuche gefährlich sein können, Sylter, die sich gegen den Ausverkauf ihrer Insel auflehnen, nicht vor Mord zurückschrecken und eine kaltblütige Auftragskillerin eine Therapie bei einem Psychiater macht. Autorin und Buch-Café-Inhaberin Bianca Bolduan gab eine Kostprobe von Erkül Bwaroo, dem Elfendetektiv. Er soll den Mord an Schneewittchen aufklären und stammt aus der Feder von Ruth Fuchs. Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Katja Keßler las aus dem Buch „Tote Killer küssen besser“ von Brita Rose Billert.

 

 

Ein Kontrastprogramm zu Fantasie und Unterhaltung lieferte der Kriminalist Dr. Manfred Lukaschewski. Er berichtete über seine Erfahrungen und rückte seine Arbeit ins rechte Licht. „Die Til- Schweiger-Tatorte treffen die Wirklichkeit nicht ganz. Ich habe mir noch nie den Weg zur Arbeit freigeschossen“, sagte der Kriminalist. Zweimal habe er von seiner Schusswaffe Gebrauch gemacht. „Am nächsten Tag hatte ich dann eine Rechnung über 1,75 DDR-Mark für die Patrone auf dem Tisch liegen“, erinnerte sich der 65-Jährige. Der ehemalige Leiter einer Berliner Mordkommission ging kurz auf seinen Werdegang ein: Physikstudium, Ballistiker bei der Kripo und Kriminalistikstudium mit Promotion zum Thema Fingerabdrücke an Leichen. „Gefühlt hat das Telefon immer um 16.55 Uhr geklingelt“, sagte Lukaschewski und schmunzelte. Dann sei er zum Tatort gefahren und habe geschaut, was die Leiche zu erzählen habe. „Tatortarbeit kann mehrere Tage dauern, das ist zu eintönig für einen Fernsehkrimi.“ In der Regel werde ein Mord innerhalb der ersten 48 Stunden aufgeklärt, erzählte er. Ein Mörder konnte einst aber erst nach elf Jahren überführt werden — und einen Mord konnte Lukaschewski in seiner 20-jährigen Laufbahn nicht klären. „Aber den perfekten Mord gibt es nicht“, sagte e. So gebe es Tötungsdelikte, die nicht als Mord erkannt würden, dann hätten Arzt oder Kriminalist schludrig gearbeitet. Hinzu käme noch, dass viele Täter froh seien, über ihre Tat reden zu können. „Irgendwann braucht die Seele Luft.“

Zuhörer nutzen die Gelegenheit und stellten viele Fragen, auch zum Themenkomplex Mord im Affekt und Notwehr. „Der Affekt dauert sechs Sekunden, danach ist es Ehrgeiz“, sagte der Kriminalist. Nach vier Stunden stand fest, dass der Abend mit Lukaschewski wiederholt wird. „Vielleicht sogar mit einer frischen Leiche“, mutmaßte eine Dame.

 

Von Silvie Domann

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